Saarbrücken · Wie kann Quanteninformation über lange Strecken transportiert werden? Wie werden Gas-Sensoren zuverlässiger? Und wie steht es um die literarische Bedeutung des Sprechens im Schlaf? Dies sind einige Themen herausragender Doktorarbeiten an der Universität des Saarlandes. Am Donnerstag wurden 13 Doktoranden dafür in der Aula der Uni mit dem Eduard-Martin-Preis geehrt (18 Uhr, Campus A3 3).
Zwei winzige Teilchen, die sich an verschiedenen Orten befinden, können auf geheimnisvolle Weise verbunden sein – sofern sie dazu gebracht werden, einen quantenmechanischen Zustand zu teilen. Einstein nannte das eine „spukhafte Fernwirkung“, „Verschränkung“ nennen es die QuantenforscherInnen. Dafür, dass sie eine solche Verschränkung zwischen Photonen beobachteten und so die Quanten-Informationstechnologie einleiteten, erhielten Anton Zeilinger, John F. Clauser und Alain Aspect gerade den Physik-Nobelpreis.
Dr. Matthias Bock hat in seiner Doktorarbeit einen Meilenstein in der Quantenforschung gesetzt: Er ermöglichte es einem Team aus Saarbrücker und Münchner Forschern, Quanteneigenschaften eines Atoms und eines Photons über ganze 20 Kilometer herkömmliche Glasfaser hinweg zu verschränken: ein neuer Rekord – bislang war dies weltweit nur über 900 Meter gelungen. Bock baute einen Frequenzkonverter, der die Wellenlänge des Lichtteilchens (eines Photons), so geschickt umwandelt, dass es über weite Strecken per Glasfaserleitung verschränkt sein kann.
Matthias Bock ist einer von insgesamt 13 Doktoranden, die nun für ihre herausragende Promotionen von der Universitätsgesellschaft mit dem Eduard-Martin-Preis geehrt werden. Jährlich schließen an der Universität des Saarlandes rund 300 NachwuchsforscherInnen ihre Promotion ab. Mehr als 2800 junge Leute promovieren dort derzeit.
Dr. Caroline Schultealberts Forschungsarbeit soll künftig für einen größeren praktischen Einsatz von Gassensoren sorgen. Mit ihnen lässt sich die Luftreinheit in Innenräumen überwachen, lassen sich Brände oder Undichtigkeiten erkennen oder lässt sich gar Krebs über den Atem diagnostizieren. Problem: Gassensoren können durch Umwelteinflüsse unempfindlich werden. Schultealbert konnte nun zeigen, dass eine solche „Vergiftung“ in den Daten zu erkennen ist und kompensiert werden kann. Ihr Ansatz hat zu einem Patent geführt, das in der Industrie auf Interesse stößt.
In einer anderen prämierten Doktorarbeit hat Fabian Kern neuartige bioinformatische Ansätze erforscht, um den Alterungsprozess molekular und mit Prinzipien der menschlichen Genregulation aufzuschlüsseln. Es gelang ihm, molekulargenetische Marker in den Zellen auszumachen, die mit Alterungsprozessen und damit zusammenhängenden Krankheiten in Verbindung stehen. In einer Studie zu solchen Hinweisen auf Parkinson untersuchte er etwa Milliarden Datenpunkte auf reproduzierbare Muster hin, setzte sie in Bezug zu Patientendaten und arbeitete statistisch verlässliche Zusammenhänge heraus.
Dr. Maike Hansen erforschte als erste Wissenschaftlerin das Sprechen im Schlaf anhand dramatischer Texte von Shakespeare, Diderot, Kleist, Eugène Scribe und Richard Wagner. „Die Autoren nutzen die Somniloquie, so der Fachbegriff, um tabuisiertes Wissen vor Publikum zu inszenieren“, so Hansen, die ihre Arbeit in französischer Sprache verfasste. Gratulation an alle 13 PreisträgerInnen!